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11.06.2016 L'enfant d'en haut, Ursula Meier, Schweiz/Frankreich 2012

Kommentar: Wiebke Rüegg-Kulenkampff

Für den zwölfjährigen Simon zerfällt die Welt in ein Oben und Unten. Unten ein kahles Schweizer Tal, öde Agglomeration, eine triste Wohnung, in der er mit Louise haust, die sich als seine ältere Schwester ausgibt. Oben, im alpinen Schneeweiss, das sorglose Treiben reicher Wintersportler. Hier hinauf fährt Simon täglich und stiehlt – Proviant, Handschuhe, Sonnenbrillen, am liebsten aber teure Skis. Kühn, blitzschnell, raffiniert. In der Welt des Geldes kennt er sich aus, verhökert alles unten im Tal und hält sich und die strauchelnde Louise, die vermeintliche Schwester, mit seinem Einkommen über Wasser. Der Film führt uns ganz nah an das Schicksal dieses cleveren Jungen heran, der gross tun muss, damit ihn seine traurige Verlorenheit nicht abstürzen lässt. Starke Bilder, hervorragende Schauspieler, keinerlei Larmoyanz – mit Recht hat dieser Film beachtliche Auszeichnungen erhalten.