Kommentar: Wiebke Rüegg-Kulenkampff
Ist jemand mit implantiertem Schweinehirn ein Mensch oder ein Tier? Der zwölfjährige Minato stellt seltsame Fragen. Er wirkt ernst und verschlossen und macht seiner Mutter Sorgen. Eine abgeschnittene Haarsträhne, eine verdreckte Trinkflasche, eine blutende Nase… Wird Minato gemobbt, vom Lehrer misshandelt? Überzeugt davon, dass man ihren Sohn drangsaliert, kämpft die Mutter um Aufklärung und Strafe. Ganz anders sieht die Sache aus der Perspektive des Lehrers aus, und nochmals anders – und der Wahrheit am nächsten – aus jener von Minato selbst und seines Mitschülers Yori. Auf raffinierte, berührende und spannungsvolle Art verwickelt uns Hirokazu Kore-eda in drei verschiedene Versionen derselben Geschichte: der Geschichte einer zarten Freundesliebe, die in ihrer Verletzlichkeit vor dem normierenden Blick der Gesellschaft geschützt werden muss.