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22.11.2008 37,2 le matin, Betty Blue, Jean-Jacques Beineix, F 1986

Kommentar: Alexander Moser

Der Kultregisseur Jean-Jacques Beineix („Diva“) verfilmt den Kultroman von Philippe Djian, dem enfant terrible der französischen Literaturszene: Zu sehen ist eine rasante, erotische, buchstäblich verrückte Liebesgeschichte, die zu jeder Sekunde fesselt. Vom paradiesischen Zustand zu Beginn des Films, wo nur die leicht erhöhte Temperatur „37,2“ als Warnung erscheint, führt eine regressive Entwicklung, unmerklich sich steigernd, zum völligen Zerfall des Selbst und reisst den hilflos faszinierten Zuschauer mit in die Tiefe. In Anlehnung an einen für die Literatur gedachten Satz des Germanisten Walter Muschg, dessen Bedeutung Urs Widmer kürzlich würdigte, lässt sich sagen, dass dieser Film durch Einfühlung erzeugten, unerträglichen seelischen Schmerz so in künstlerische Form giesst, dass er uns als Glanz eines Meisterwerks erscheint.